Teil 13 - Resümee
unserer Reise
Das Reisen mit dem Wohn-Truck ist nun
wirklich nicht die luxuriöseste Art der Fortbewebung. Der wahre Luxus
unserer Reise lag vielmehr in der zur Verfügung stehenden Zeit. Wir
traten sie im Bewusstsein an, dass sie wohl mehr oder weniger 4 Monate
dauern sollte. Dass es dann acht Monate wurden, ist dem Luxus zu
verdanken, dass wir keinerlei Verpflichtungen zu erfüllen hatten und
dementsprechend „FREI“ waren.
Diese Freiheit haben wir uns dadurch erkaufen müssen, dass wir alle
Zelte hinter uns abgebrochen hatten, soll heißen: Wohnung gekündigt, Job
aufgegeben, Versicherungen und sonstige Fixkosten auf Sparflamme
reduziert.
Das
bringt die unluxuriöse Begleiterscheinung mit sich, dass man gegen Ende
der Reise nicht wirklich weiß, was einen erwartet. Eine Erfahrung, die
durchaus auch ihre lehrreichen Seiten hatte. Denn wenn es kein „Zuhause“
gibt, wohin man heimkehren kann, dann ist das schon ein bisschen anders,
als wenn man weiß, dass Wohnung, Job usw. auf die Heimkehrer warten.
Wir
fanden zunächst „Zuflucht“ auf der Obstwiese unserer Freunde Danja und
Christian Kulterer in Südkärnten und konnten dort das Büro mit benutzen,
so dass wir von da aus unseren Neustart in Kärnten in Angriff nehmen
konnten. Dafür noch mal ein herzliches Dankeschön an die beiden! So
wohnten wir nach der Reise noch gute 5 Monate im Sternchen, bis uns die
sich rapide absenkenden Temperaturen aus dem Wohnmobil trieben.
Trotz dieser Unsicherheit haben wir unsere erste Langzeitreise in vollen
Zügen genossen und hätten sie bei entsprechender finanzieller Ausstattung
durchaus noch weiter ausdehnen können.
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Reisedauer:
229 Tage oder 7 Monate und 18 Tage
Gefahrene Strecke:
24.711 km
Verbrauchter Sprit:
5889 Liter
Durchschnittsverbrauch:
23,8 Liter/100 km
Ölverbrauch: < 1 ltr.
/1000 km
Defekte:
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Wechselrichter abgebrannt (während der
Fahrt im ausgeschalteten Zustand)
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Reifenplatten: 6 (wegen nicht
vorhandener Felgenbänder – Schläuche auf Felge durchgescheuert).
Reifenwechsel in Marokko jeweils ca. 5 bis 10 Euro
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2 x Auspuff gebrochen und 2
Auspuff-Halterungen. Schweißen in Marokko 5 bis 10 Euro
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Kupplungsgeber-Zylinder undicht. In
Spanien gekauft für ca. 100 Euro, in Portugal selbst eingebaut
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Standgaszug in Portugal gerissen.
Reparatur improvisiert und zuhause den Zug erneuert
Service:
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Die Erfahrung eines nicht vorhandenen (oder zumindest am Anfang nicht
spürbaren) Zeitlimits wirkt sich sehr heilsam auf die Psyche und die
Reisegeschwindigkeit aus. Plätze und Ziele, die man während einer Reise
zwar für schön erachtet, die aber nicht in der Planung sind und für die
man sich deshalb auch keine Zeit nimmt – oder denen man keine Zeit gönnt
– kann man auf einer solch offenen Reise ganz anders genießen. Man
bleibt einfach so lange, wie man bleiben möchte und wenn es dann
langweilig wird, dann fährt man eben weiter.
Hätten wir im Vorhinein gewusst, dass wir 8 Monate unterwegs sein
werden, dann hätten wir sicherlich andere, fernere Ziele angepeilt und
uns damit wieder mehr unter Druck gesetzt. Die zusätzliche Zeit, die wir
uns „schenkten“, hatte den schönen Nebeneffekt, dass wir völlig
entspannt in den Tag hinein lebten und nur vage Pläne schmiedeten, was
das nächste Ziel sein sollte. |
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Warum ausgerechnet nach Marokko?
Marokko bietet nicht viel Luxus – außer einem: Platz! Platz und Gegend,
viel Gegend und viel Gegend, die noch nicht mit Asphaltbändern
erschlossen ist. Denn wo soll man bitteschön hinfahren, wenn man ein
hochgradig geländegängiges Wohnmobil hat und dieses auch artgerecht
bewegen will. Außerdem sind wir im November losgefahren und da gibt es
eigentlich nur eine Richtung, in die man fahren kann: nach Süden.
Den Reiz und die Faszination Marokkos habe ich aber schon bei meiner
ersten Reise in das Land im Jahr 2005 kennen gelernt. Und da vielleicht
noch drastischer, weil es eine Flugreise war. Vor den Toren Europas
gelegen ist das Land so anders- und fremdartig, wie man es sonst nur
erlebt, wenn man sich wesentlich weiter von Europa weg bewegt. Diese
Andersartigkeit ist es, die aus eine Reise ein echtes Erlebnis macht.
Denn während ich nach 6-10 Flugstunden nach Westen in den USA lande und
dort nichts wesentlich anderes erlebe als in Europa, ist der Trip nach
Marokko wie ein Eintauchen in eine andere Welt oder wie in die
Vergangenheit. |
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Fährt man in die Wüste – was wir reichlich gemacht haben – und bekommt
dort live mit, wie die Beduinen und Nomaden dort leben, dann ist das
eine „mindblowing“ Erfahrung, weil es wie eine Zeitreise in ein
vergangenes Jahrtausend ist. Die Menschen leben dort in Zelten ohne
Strom und fließendem Wasser, züchten Vieh, bestellen Felder mit Ochsen
und Holzpflug und führen ein archaisches Leben, wie wir es nur aus dem
Fernsehen kennen. Und das alles gerade mal 500 oder 1.000 km von
modernen europäischen Städten wie Granada oder Algeciras entfernt.
nd
schließlich sind es die klimatischen Bedingungen, die einen fast schon
dazu zwingen, sich in den Süden Marokkos zu bewegen, wenn man es auch im
Winter noch halbwegs warm (20 Grad) haben will. In manchen Diskussionen
mit Travellern – insbesondere denen in Dakhla – haben wir die
Möglichkeiten des warmen Überwinterns ausgelotet und sind dabei zu der
Erkenntnis gelangt, dass es zu Marokko bzw. zur Westsahara wenig
Alternativen gibt. Der Wendekreis des Krebses, der ca. 30 km südlich von
Dakhla verläuft, ist die imaginäre Grenzlinie, der man sich zumindest so
weit wie möglich annähern sollte, wenn man Weihnachten barfuß unterwegs
sein möchte.
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So
ist es die Mischung aus reichlich Platz verbunden mit der Möglichkeit,
mit seinem Gefährt abseits asphaltierter Straßen unterwegs sein zu
können, aber auch die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit der
Bevölkerung und das relativ stabile Wetter, was Marokko zu einem
hervorragenden Land für Offroad-Traveller, aber auch für alle anderen
Reisenden macht.
Allerdings sei in bezug auf die Menschen hier noch einschränkend
angemerkt, dass es von Vorteil ist, ein etwas dickeres Fell an den Tag
zu legen. So ging die Bettelei der Kinder vor allem Edith auf den Geist,
während ich damit relativ locker umgehen konnte. Das ewige Geschrei nach
Stilos (Kugelschreibern), Bonbons oder gar Geld ist aber tatsächlich
nervig. Und wenn man dann auf einer Piste fährt, auf der man die Kids
schon auf Kilometer am Straßenrand stehen sieht, dann kommt sich schon
ein bisschen schäbig vor, wenn man einfach genauso freundlich winkend an
denen vorbeifährt fährt. Noch schäbiger wäre es allerdings, den ersten
etwas zu geben und bei den folgenden eben nicht. Also entweder allen
geben oder keinem und allen ist häufig nicht möglich, weil man so viele
Kugelschreiber und Bonbons gar nicht dabei haben kann. Außerdem wäre wir
dann immer noch nicht zuhause ... |
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Nervig ist aber auch, dass die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der
Menschen (fast) nie ohne Hintergedanken erfolgt. Jeder, der Dir
freundlich den Weg zeigt, zeigt ihn Dir vor allem deshalb, weil er Dich
noch schnell in das Teppichgeschäft seines Schwagers schleusen möchte.
Auch die vielen Einladungen zum Tee kommen selten ohne den (legitimen)
Hintergedanken eines Geschäfts zustande. Legitim deshalb, weil die Leute
tatsächlich häufig nicht viel haben und in uns Reisenden, insbesondere
wenn wir mit aufgestrapsten Wohnmobilen unterwegs sind, als FETTE Beute
identifizieren.
Es
ist legitim und in Ordnung, dass die Leute mit uns Reisenden Geschäfte
machen wollen, und es ist am Anfang auch noch recht nett und lustig und
für die Dauer eines normalen 2-3 Wochen Urlaubs durchaus zu verkraften.
Auf die Dauer kann einem dieses Verhalten aber schon auf den Wecker
gehen und einem – je nach Dicke des Fells – die Tour vermiesen. Mir hat
das wie gesagt nicht so viel ausgemacht und ich habe häufig mit den
Leuten einen „Schmäh“ gemacht, so dass sie am Ende lachend davon
gelaufen sind. |
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So
ist auch in Marokko nicht alles Gold was glänzt, aber wenn man darauf
vorbereitet ist, sich auf die Menschen einlässt und ihnen mit ihrem
eigenen Verhalten begegnet, dann bricht schnell der Bann zwischen den
Kulturen. Außerdem haben uns erfahrene Marokko-Reisende berichtet, dass
die Bettelei der Kinder und Erwachsenen schon deutlich zurück gegangen
ist.
Wichtig ist, dass man NIEMALS Kindern Geld gibt. Denn bettelnde Kinder
bringen insbesondere in Touristengegenden häufig mehr Geld mit nach
Hause, als der Vater durch seine Arbeit. Das stellt das gesamte
Familiengefüge auf den Kopf und der Haushaltsvorstand verliert völlig
das Ansehen vor seiner Frau und den Kindern. Generell sollte man
bettelnden Kindern gar nichts geben oder nur in Verbindung mit einer
Gegenleistung. Denn es wird immer Menschen geben, die reicher sind als
sie und das darf nie die Legitimation zum Betteln sein. Dann sollte man
lieber die unterstützen, die etwas verkaufen, auch wenn man die Brocken
vielleicht gar nicht brauchen kann oder mag. |
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So
haben auch wir durchaus gegensätzliche Erfahrungen in Marokko gemacht
und wollen allen Marokko-Interessierten diese Erfahrungen nicht
vorenthalten. Aber alles in allem sind es wundervolle, herzliche
Menschen, in deren Gegenwart man sich – vielleicht abgesehen von den
Großstädten – selten unwohl oder gar bedroht fühlt. In Dakhla lag
wochenlang mein Surfequipment unter dem Auto und es kam nie etwas weg.
In Südfrankreich oder Spanien musst Du hingegen froh sein, wenn Dir Dein
Geraffel nicht geklaut wird, während Du damit surfst.
Auf die häufig gestellte Frage, ob Marokko gefährlich sei, antwortet ich
immer standardmäßig: „Nein, nur die Fahrt dahin durch Südfrankreich und
Spanien!“. Aber selbst die kann man umgehen, wenn man sich in Genua auf
die Fähre stellt und in Tanger wieder aussteigt.
So
war unsere Marokko-Erfahrung so, dass ich es kaum erwarten kann, das
Land erneut zu bereisen. Dann möchte ich aber auch noch weiter nach
Mauretanien, Mali, Burkina Faso und den Senegal, nach Gambia und
vielleicht auch noch weiter. Denn der afrikanische Kontinent übt eine
geradezu magische Anziehungskraft auf mich aus. Die Weite, die Natur,
die Tiere, die Ursprünglichkeit, die Erdverbundenheit der Menschen und
ihre Herzlichkeit überwiegen bei mir über die Angst vor Überfällen,
Korruption, Gängeleien durch die Behörden oder anderem drohenden
Ungemach. |
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Edith sieht das leider noch nicht ganz so – aber wir arbeiten daran ;-)
Auf jeden Fall ist Marokko immer eine Reise wert und für mich eines der
landschaftlich abwechslungsreichsten Länder, die ich bislang bereist
habe – und das waren schon einige.
Wir möchten Euch mit diesen abschließenden Worten offen und ehrlich ein
Gefühl für dieses Land vermitteln und Euch an unserer Begeisterung
teilhaben lassen ohne Euch die negativen Seiten des Landes – und die
gibt es in jedem Land – zu verschweigen.
In
diesem Sinne wünschen wir Euch frohes Reisen und hoffen, dass wir Euch
reichlich Appetit darauf gemacht haben.
Edith &
Uli &
Sternchen |
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Teil 01 -
Abreise mit Hindernissen
Teil 02 -
Afrika, wir kommen
Teil
03 -
Die Pisten vom Plage Blanche und der Weg nach Dakhla
Teil 04 -
Überwintern im Surferparadies
Teil 05 -
Die Dünen von Laayoune und auf der Piste zum Erg Chebbi
Teil
06 -
Wüste, Schluchten und Visaprobleme
Teil 07 -
Die Nebel von Okaimeden und Fatimah´s Kaninchenzucht
Teil 08 -
Endstation im Schnee des Hohen Atlas
Teil
09 -
Erst mal Urlaub
machen von der Reise in Andalusien
Teil
10 -
Portugal, ein Paradies für Wildcamper
Teil 11 -
Pilgern in Santiago und Lourdes, Pisten in Beauduc
Teil 12 -
Wiedersehen mit Freunden und das große Fressen
Teil 13 -
Resümee unserer Reise
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