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letzte Aktualisierung 1. Oktober 2012

 

 

Reiseimpressionen von Edith & Uli

Marokko / Westsahara 2008 - 2009

 

 

 

 

 

 

Teil 4 - Überwintern im Surferparadies

Noch mal zur Erinnerung: Wir sind am 27.12.2008 in Dakhla/Westsahara angekommen – auf der Flucht vor einem Jahrhundertwinter, wie ihn Marokko so noch fast nicht erlebt hat. Temperaturen im einstelligen Bereich, Dauerregen und meterhoher Schnee im Atlas sind in Marokko alles andere als üblich. Von aus Norden kommenden Reisenden hören wir immer wieder Horrorstories von überfluteten Straßen und Campingplätzen, tagelangen Regenperioden und Eiseskälte. Grund genug für uns, erst mal bis auf Weiteres hier zu bleiben und die endlich herrschenden angenehmen Temperaturen zu genießen.

Da trifft es sich gut, dass Dakhla (rein zufällig) ein erstklassiger Wind- und Kitesurfspot ist und 15 cm unter unserem Bett im Bauch vom Sternchen (rein zufällig) mein Windsurfequipment darauf wartet, mal wieder ans Tageslicht befördert zu werden.
Dazu habe ich eigens einen Zwischenboden in den Stauraum eingebaut, auf dem das ganze Geraffel ruht und extra ein neues Surfbrett gekauft, das mit 234 cm Länge genau in die Diagonale unter unserem 150 cm breiten Bett passt.


Unter dem Bett wartet mein Surfequipment geduldiger als ich auf
seinen Einsatz

Just an meinem Geburtstag am 30.12. ist dann auch gleich Premiere. Mit 7 Windstärken hämmert der Wind über die Lagune, so dass ich gleich mit meinem 4,2 m² Lieblingssegel aufs Wasser kann. Außer dem nebenstehenden Bild vom Segel aufriggen gibt es keine Bilder von der Aktion, weil kein normal gepolter Mensch bei 7 Windstärken seine Kamera auspackt und sandstrahlen lässt.

Das Jahr sollte aber noch ein weiteres Geschenk für mich parat haben. Am 31.12. gegen Sylvester-Abend meldete sich der drei Tage zuvor in Boujdour geflickte Hinterreifen erneut mit periodischem pffffft – pfffffft – pffffft. Ich kann noch rechtzeitig umparken und den Wagenheber unter dem Auto installieren, bevor nicht nur beim Jahr, sondern auch in besagtem Reifen die Luft raus ist.

So ist zumindest klar, dass ich das neue Jahr beginnen wird, wie das alte geendet hatte. Super!!!


Geburtstagsgeschenk: 7 Windstärken in der Lagune von Dakhla


Jahresabschluss am 31.12.2008.: Radwechsel


Jahresanfang am 01.01.2009: Reifenwechsel

Es gibt eigentlich nicht Vieles, das wir im Sternchen vermissen. Das Erste und Wichtigste ist sicherlich das Internet – wird dann aber dicht gefolgt von einer Waschmaschine. Wäsche waschen ist also eines der knappen Güter, das uns hier im Auto wirklich abgeht. Und so dürfen sich unsere Freunde schon darauf gefasst machen, dass wir bei unserem Besuch nach der Reise kräftig die Wäschetrommel rühren werden.

In Dakhla hat die Natur dem gemeinen Campervolk ein schönes Geschenk in Form einer warmen Schwefelquelle gemacht. Nun riecht Schwefel nicht gerade nach Lenor Aprilfrische. Aber wir haben ja auch erst Januar. Dafür sprudelt das Wasser mit angenehmen 38 Grad aus dem Boden, soll für die Haut und allerlei Zipperlein hilfreich sein (wichtig für die Surfopas) und der Schwefel-Mief soll angeblich auch recht schnell aus der Wäsche verduften.

So machen wir uns auf die Socken, um gleich zu Beginn des neuen Jahres dieselben und allerlei andere „schmutzige Wäsche“ zu waschen. Dass Edith dabei voll in ihrem Element ist belegen die nachfolgenden Bilder eindrücklich:


 


Waschtag in der Wüste

Dakhla ist ein quirliges Städtchen mit ca. 20-30.000 Einwohnern. Die Leute sind super freundlich und nett, alles andere als aufdringlich, aber trotzdem sehr hilfsbereit. In der Stadt gibt es einen alten und einen neuen Souk, wo man so ziemlich alles für den täglichen Bedarf bekommt.

Ein Brot kostet 10 Cent, ein Kilo Tomaten 1 Euro, 10 Eier 90 Cent, Salat, Obst und Gemüse ist reichlich vorhanden und im neuen Souk gibt es einen Fischmarkt, wo man sich die Viecher gleich ausnehmen lassen kann. 1 kg Seezunge schlägt mit 3 Euro zu Buche!!! In Europa dürfte der Preis beim 10-fachen liegen.

Lasst Euch von den folgenden Bildern aus dem Souk von Dakhla inspirieren:

 


Fisch-Ausnehm-Service
 


Der Fisch-Dealer unseres Vertrauens. 1 kg Seezunge für 3 Euro!!


Keine Sorge, nur die Hühner sind tot, der Verkäufer hält lediglich ein
sicherlich wohlverdientes Nickerchen


 


Der Obst-Dealer unseres Vertrauens

Einen nächtliche Begegnung der unglaublichen Art

Eines Abends sind wir etwas länger in Dakhla unterwegs und fahren erst bei Dunkelheit zu unserem Standplatz am Meer. Normalerweise raten erfahrene Marokko-Reisende von Fahrten bei Dunkelheit ab, weil Dir schnell mal ein Kamel vor die Karre springen kann. Aber die 25 km auf einer relativ schwach befahrenen, fast schnurgeraden Strecke sollten doch kein Problem sein. So fahren wir gegen 21 Uhr mit ca. 60 km/h eine Weile hinter einem LKW her. Da die Strecke frei ist, setzte ich zum Überholen an und gebe Gas. Gerade als ich ausschere und fast schon neben dem LKW fahre, sah ich im erfreulicherweise recht hellen Vollmondlicht gerade noch rechtzeitig, dass mir ein LKW entgegenkommt. Angesichts des üppigen Mondlichtes oder aus völliger geistiger Umnachtung verzichtete der Fahrer auf jegliche Beleuchtung, was uns dreien um Haaresbreite das Leben gekostet hättet. Ich kann gerade noch „Scheiß die Wand an!“ brüllen, in die Bremsen steigen und hinter dem LKW wieder einscheren. Im selben Moment rauscht das unbeleuchtete „Geisterschiff“ schon an uns vorbei und verschwindet in der Nacht.

Der Schreck sitzt uns tief in den Knochen und bestätigt einmal mehr die Weisheit der alten Afrika-Fahrer, bei Sonnenuntergang sicheres Terrain anzusteuern. Dass Dir nachts ein Kamel vor die Karre laufen kann ist ja eines, dass es aber Kamele in Form von LKW-Fahrern gibt, die noch nicht mal mit Standlicht fahren, damit rechnet man erst mal nicht. Am Liebsten hätte ich mit dem Typen das gemacht, was auf dem nächsten Bild zu sehen ist:


Der Vollmond rettet uns das Leben!


Kamelhack


... schmeckt aber auch wirklich lecker!!!


Endlich wird Dakhla seinem (guten) Namen gerecht


 


Idealbedingungen zum Windsurfen ...


... und zum Kitesurfen


Shit happens! Barfußsurfen und scharfkantige Steine vertragen sich
nicht wirklich gut


Auch Edith tobt sich aus - diesmal in der Küche: Brotbacken im Topf – geht nicht nur gut ...


... sondern schmeckt auch so. Eine willkommene Abwechslung zum
Weißbrot-Einerlei


So ein Ausflug auf die Meerseite ist schon recht schön: Da hat sich wohl einer im Sand festgefahren ...


... uuups, und noch einer!


Also Luft ablassen und mit Volldampf zurück: geschafft!


Super Strand - da müssen wir hin! Natürlich mit dem Sternchen


Keine halbe Stunde später geht dann aber gar nichts mehr – und das bedenklich nahe an der Wasserlinie, bei auflaufendem Wasser sorgt das neben der Hitze für zusätzliche Transpiration!


Der schickt einen Fischer und einen Soldaten, die kräftig mitschaufeln


Ist ganz schön weich, der Sand. Da helfen nur noch die Sandbleche ...
Inshallah!



So ist die Fuhre bald wieder frei. Nur der Strand sieht danach aus als
wären die Alliierten gelandet

Flucht zur „Weißen Düne“

Am Sonntag ist in unserer Surfbucht die Hölle los. Da drücken die Saharauis aus allen Löchern, kommen mit Kind und Kegel, zerren selbst die Oma aus ihrem Beduinenzelt ins Auto und karren alles an den Strand, was laufen kann. Dann verdrücken wir uns hin und wieder an ein stilles Fleckchen, von denen es hier in der Umgebung Tausende gibt. Einer davon ist die „Weiße Düne“ die am Ostufer der Dakhla-Lagune liegt.

 


Die Fahrt zur "Weißen Düne" führt durch eine Mondlandschaft


Erfreulicherweise ist dort auch nicht mehr los als auf dem Mond


Meine Schöne auf der Düne

So verbringen wir die Zeit mit surfen, die Gegend erkunden, hin und wieder das Sternchen irgendwo ausgraben und süßem Nichtstun. Gerne hätten wir vorab schon ein bisschen mehr von Marokko gesehen. Aber das schlechte Wetter, das uns bis hier herunter trieb, hält immer noch an. Immer wieder berichten Reisende, die aus Norden kommen, dass das Wetter dort hundsmiserabel sei. Regnerisch und kalt, mit meterhohen Schneewächten im Atlas und auf den Pässen.

 


Genauso einsame Fleckchen gibt es auf der Atlantikseite der Halbinsel.
Endlose Strände, Dünen und Steilküste und kaum eine Menschenseele

So denken wir schon heftig über einen Trip nach Mauretanien nach. Denn so gut uns Dakhla gefällt – so langsam wird es langweilig. Wir sind mittlerweile schon 7 Wochen hier.

Die Ausreise nach Mauretanien hätte außerdem den Charme, dass sich unser Marokko-Visum bei der Wiedereinreise verlängert. Denn regulär müssten wir am 10. März ausreisen.

Doch just als wir uns für die Mauretanien-Tour entschließen, wird das Wetter in Marokko besser und so beschließen wir, nach Norden zu fahren, um den Süden Marokkos zu bereisen und in Marrakesch oder Agadir eine Verlängerung des Visums zu beantragen. Denn soviel ist klar: drei Monate sind auf jeden Fall zu kurz - zumindest dann, wenn man alleine 7 Wochen an einem Fleck herumhängt.

 


Der Abschied von Dakhla ...

Die 7 Wochen in Dakhla sind aber eine schöne Erfahrung für Edith und für mich. Keiner von uns war bislang länger als 4 Wochen unterwegs. Und dementsprechend ist man bei Reisen durch die Länder gehuscht. Diesmal ist das anders. Da wir wissen, dass wir das Visum verlängern lassen können, sind wir ohne jeglichen Zeitdruck unterwegs. Wir lassen uns einfach treiben und machen uns keinerlei Stress.

Trotzdem vergehen die Tage wie im Flug. Bei Wind steht klar Wind- oder Kitesurfen auf dem Programm. Wenn es keinen Wind gibt ist trotzdem immer was zu erledigen. Einkaufen, Wäsche waschen, kochen, putzen (8 m²!), am Sternchen rumschrauben, die Gegend erkunden, ein Schwätzchen mit den Nachbarn halten, Kaffee trinken und und und. Zu wissen, dass man noch genug Zeit hat, sich Marokko bei schönem Wetter anzusehen, gibt schon ein gutes Gefühl.

Aber wie gesagt: Nach 7 Wochen sind wir froh, dass wir endlich auf Entdeckungstour gehen können. Und so brechen wir am 10. Februar nach Norden auf.


... erfüllt uns doch mit ein wenig Wehmut

Teil 01 - Abreise mit Hindernissen
Teil 02 - Afrika, wir kommen
Teil 03 - Die Pisten vom Plage Blanche und der Weg nach Dakhla
Teil 04 - Überwintern im Surferparadies
Teil 05 - Die Dünen von Laayoune und auf der Piste zum Erg Chebbi
Teil 06 - Wüste, Schluchten und Visaprobleme
Teil 07 - Die Nebel von Okaimeden und Fatimah´s Kaninchenzucht
Teil 08 - Endstation im Schnee des Hohen Atlas
Teil 09 - Erst mal Urlaub machen von der Reise in Andalusien
Teil 10 - Portugal, ein Paradies für Wildcamper

Teil 11 - Pilgern in Santiago und Lourdes, Pisten in Beauduc
Teil 12 - Wiedersehen mit Freunden und das große Fressen
Teil 13 - Resümee unserer Reise

 

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