Teil
4 - Überwintern im Surferparadies
Noch
mal zur Erinnerung: Wir sind am 27.12.2008 in Dakhla/Westsahara angekommen
– auf der Flucht vor einem Jahrhundertwinter, wie ihn Marokko so noch
fast nicht erlebt hat. Temperaturen im einstelligen Bereich, Dauerregen
und meterhoher Schnee im Atlas sind in Marokko alles andere als üblich.
Von aus Norden kommenden Reisenden hören wir immer wieder
Horrorstories
von überfluteten Straßen und Campingplätzen, tagelangen
Regenperioden und Eiseskälte. Grund genug für uns, erst mal
bis auf Weiteres hier zu bleiben und die endlich herrschenden angenehmen
Temperaturen zu genießen.
Da
trifft es sich gut, dass Dakhla (rein zufällig)
ein erstklassiger Wind- und Kitesurfspot ist und 15 cm unter unserem
Bett im Bauch vom Sternchen (rein zufällig) mein Windsurfequipment
darauf wartet, mal wieder ans Tageslicht befördert zu werden.
Dazu habe ich eigens einen Zwischenboden in den Stauraum eingebaut,
auf dem das ganze Geraffel ruht und extra ein neues Surfbrett gekauft,
das mit 234
cm Länge genau in die Diagonale unter unserem 150 cm breiten Bett passt. |
Unter dem Bett wartet mein Surfequipment
geduldiger als ich auf
seinen
Einsatz |
Just an meinem Geburtstag am 30.12. ist dann auch gleich Premiere. Mit 7 Windstärken
hämmert der Wind über die Lagune, so dass ich gleich mit meinem 4,2 m² Lieblingssegel
aufs Wasser kann. Außer dem nebenstehenden Bild vom Segel aufriggen
gibt es keine Bilder von der Aktion,
weil kein normal gepolter Mensch bei 7 Windstärken seine Kamera
auspackt und sandstrahlen lässt.
Das
Jahr sollte aber noch ein weiteres Geschenk für mich parat
haben. Am
31.12. gegen Sylvester-Abend meldete sich der drei Tage zuvor in Boujdour geflickte Hinterreifen erneut mit periodischem pffffft
– pfffffft – pffffft. Ich kann noch rechtzeitig umparken und
den Wagenheber unter dem Auto installieren, bevor nicht nur beim
Jahr,
sondern auch in besagtem Reifen die Luft raus ist.
So ist zumindest klar, dass ich das neue Jahr beginnen wird, wie das
alte geendet hatte. Super!!! |
Geburtstagsgeschenk: 7 Windstärken in der Lagune von Dakhla
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Jahresabschluss am 31.12.2008.: Radwechsel
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Jahresanfang am 01.01.2009: Reifenwechsel
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Es
gibt eigentlich nicht Vieles, das wir im Sternchen vermissen. Das
Erste und Wichtigste ist sicherlich das Internet – wird dann aber
dicht gefolgt von einer Waschmaschine. Wäsche waschen ist also
eines der knappen Güter, das uns hier im Auto wirklich abgeht.
Und so dürfen sich unsere Freunde schon darauf gefasst machen,
dass wir bei unserem Besuch nach der Reise kräftig die Wäschetrommel
rühren werden.
In
Dakhla hat die Natur dem gemeinen Campervolk ein schönes Geschenk
in Form einer warmen Schwefelquelle gemacht. Nun riecht Schwefel
nicht gerade nach Lenor Aprilfrische. Aber wir haben ja auch erst
Januar. Dafür sprudelt das Wasser mit angenehmen 38 Grad aus
dem Boden, soll für die Haut und allerlei Zipperlein hilfreich
sein (wichtig für die Surfopas) und der Schwefel-Mief soll angeblich
auch recht schnell aus der Wäsche verduften.
So
machen wir uns auf die Socken, um gleich zu Beginn des neuen Jahres
dieselben und allerlei andere „schmutzige Wäsche“ zu waschen.
Dass Edith dabei voll in ihrem Element ist belegen die nachfolgenden
Bilder eindrücklich: |
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Waschtag in der Wüste
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Dakhla
ist ein quirliges Städtchen mit ca. 20-30.000 Einwohnern. Die
Leute sind super freundlich und nett, alles andere als aufdringlich,
aber trotzdem sehr hilfsbereit. In der Stadt gibt es einen alten
und einen neuen Souk, wo man so ziemlich alles für den täglichen
Bedarf bekommt.
Ein
Brot kostet 10 Cent, ein Kilo Tomaten 1 Euro, 10 Eier 90 Cent, Salat,
Obst und Gemüse ist reichlich vorhanden und im neuen Souk gibt
es einen Fischmarkt, wo man sich die Viecher gleich ausnehmen lassen
kann. 1 kg Seezunge schlägt mit 3 Euro zu Buche!!! In Europa
dürfte der Preis beim 10-fachen liegen.
Lasst
Euch von den folgenden Bildern aus dem Souk von Dakhla inspirieren:
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Fisch-Ausnehm-Service
Der Fisch-Dealer unseres Vertrauens. 1 kg Seezunge
für 3 Euro!!
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Keine
Sorge, nur die Hühner sind tot, der Verkäufer hält
lediglich ein
sicherlich wohlverdientes Nickerchen
Der Obst-Dealer unseres Vertrauens |
Einen
nächtliche Begegnung der unglaublichen Art
Eines
Abends sind wir etwas länger in Dakhla unterwegs und fahren
erst bei Dunkelheit zu unserem Standplatz am Meer. Normalerweise raten erfahrene
Marokko-Reisende von Fahrten bei Dunkelheit ab, weil Dir schnell
mal ein Kamel vor die Karre springen kann. Aber die 25 km auf einer
relativ schwach befahrenen, fast schnurgeraden Strecke sollten doch
kein Problem sein. So fahren wir gegen 21 Uhr mit ca. 60 km/h eine
Weile hinter einem LKW her. Da die Strecke frei ist, setzte ich zum Überholen
an und gebe Gas. Gerade als ich ausschere und fast schon neben dem
LKW fahre, sah ich im erfreulicherweise recht hellen Vollmondlicht
gerade noch rechtzeitig, dass mir ein LKW entgegenkommt. Angesichts
des üppigen Mondlichtes oder aus völliger geistiger Umnachtung
verzichtete der Fahrer auf jegliche Beleuchtung, was uns dreien um
Haaresbreite das Leben gekostet hättet. Ich kann gerade noch
„Scheiß die Wand an!“ brüllen, in die Bremsen steigen
und hinter dem LKW wieder einscheren. Im selben Moment rauscht das unbeleuchtete
„Geisterschiff“ schon an uns vorbei und verschwindet in der Nacht.
Der Schreck sitzt uns tief in den Knochen und bestätigt einmal mehr die Weisheit
der alten Afrika-Fahrer, bei Sonnenuntergang sicheres Terrain anzusteuern.
Dass Dir nachts ein Kamel vor die Karre laufen kann ist ja eines,
dass es aber Kamele in Form von LKW-Fahrern gibt, die noch nicht
mal mit Standlicht fahren, damit rechnet man erst mal nicht. Am Liebsten
hätte ich mit dem Typen das gemacht, was auf dem nächsten
Bild zu sehen ist: |
Der Vollmond rettet uns das Leben!
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Kamelhack
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... schmeckt aber auch wirklich lecker!!!
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Endlich wird Dakhla seinem (guten)
Namen gerecht
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Idealbedingungen zum Windsurfen ...
... und zum Kitesurfen
Shit happens! Barfußsurfen und scharfkantige
Steine vertragen sich
nicht
wirklich gut
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Auch
Edith tobt sich aus - diesmal in der Küche: Brotbacken
im Topf – geht nicht nur gut ... |
...
sondern schmeckt auch so. Eine willkommene Abwechslung zum
Weißbrot-Einerlei |
So
ein Ausflug auf die Meerseite ist schon recht schön:
Da hat sich wohl einer im Sand festgefahren ...
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...
uuups, und noch einer!
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Also Luft ablassen und mit Volldampf zurück: geschafft!
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Super Strand - da müssen wir hin! Natürlich mit dem
Sternchen
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Keine halbe Stunde später geht dann aber gar nichts mehr – und das
bedenklich nahe an der Wasserlinie, bei auflaufendem Wasser sorgt das
neben der Hitze für zusätzliche Transpiration!
Der schickt einen Fischer und einen Soldaten, die kräftig
mitschaufeln
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Ist ganz schön weich,
der Sand. Da helfen nur noch die Sandbleche ...
Inshallah!
So ist die Fuhre bald wieder frei. Nur der Strand sieht danach aus als
wären die Alliierten gelandet |
Flucht
zur „Weißen Düne“
Am
Sonntag ist in unserer Surfbucht die Hölle los. Da drücken
die Saharauis aus allen Löchern, kommen mit Kind und Kegel, zerren
selbst die Oma aus ihrem Beduinenzelt ins Auto und
karren alles an den Strand, was laufen kann. Dann verdrücken
wir uns hin und wieder an ein stilles Fleckchen, von denen es hier
in der Umgebung Tausende gibt. Einer davon ist die „Weiße
Düne“ die am Ostufer der Dakhla-Lagune liegt.
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Die
Fahrt zur "Weißen Düne" führt durch
eine Mondlandschaft
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Erfreulicherweise ist dort auch nicht mehr los als auf dem Mond
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Meine Schöne auf der
Düne
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So
verbringen wir die Zeit mit surfen, die Gegend erkunden, hin und
wieder das Sternchen irgendwo ausgraben und süßem Nichtstun.
Gerne hätten wir vorab schon ein bisschen mehr von Marokko gesehen.
Aber das schlechte Wetter, das uns bis hier herunter trieb, hält
immer noch an. Immer wieder berichten Reisende, die aus Norden kommen,
dass das Wetter dort hundsmiserabel sei. Regnerisch und kalt, mit
meterhohen Schneewächten im Atlas und auf den Pässen.
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Genauso einsame Fleckchen gibt es auf der Atlantikseite der Halbinsel.
Endlose Strände, Dünen und Steilküste und kaum eine
Menschenseele
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So
denken wir schon heftig über einen Trip nach Mauretanien nach.
Denn so gut uns Dakhla gefällt – so langsam
wird es langweilig. Wir sind mittlerweile schon 7 Wochen hier.
Die
Ausreise nach Mauretanien
hätte außerdem den Charme, dass sich unser Marokko-Visum
bei der Wiedereinreise verlängert. Denn regulär müssten
wir am 10. März ausreisen.
Doch
just als wir uns für die Mauretanien-Tour entschließen,
wird das Wetter in Marokko besser und so beschließen wir,
nach Norden zu fahren, um den
Süden Marokkos zu bereisen und in Marrakesch oder Agadir eine
Verlängerung des Visums zu beantragen. Denn soviel ist klar: drei
Monate sind auf jeden Fall zu kurz - zumindest dann, wenn man alleine 7
Wochen an einem Fleck herumhängt.
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Der
Abschied von Dakhla ...
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Die
7 Wochen in Dakhla sind aber eine schöne Erfahrung
für Edith und für mich. Keiner von uns war bislang länger
als 4 Wochen unterwegs. Und dementsprechend ist man bei Reisen durch
die Länder gehuscht. Diesmal ist das anders. Da wir wissen,
dass wir das Visum verlängern lassen können, sind wir ohne
jeglichen Zeitdruck unterwegs. Wir lassen uns einfach treiben und
machen uns keinerlei Stress.
Trotzdem
vergehen die Tage wie im Flug. Bei Wind steht klar Wind- oder Kitesurfen
auf dem Programm. Wenn
es keinen Wind gibt ist trotzdem immer was zu erledigen. Einkaufen,
Wäsche waschen, kochen, putzen (8 m²!), am Sternchen rumschrauben,
die Gegend erkunden, ein Schwätzchen mit den Nachbarn halten,
Kaffee trinken und und und. Zu wissen, dass man noch genug Zeit hat,
sich Marokko bei schönem Wetter anzusehen, gibt schon ein gutes
Gefühl.
Aber
wie gesagt: Nach 7 Wochen sind wir froh, dass wir endlich auf Entdeckungstour
gehen können. Und so brechen wir
am 10. Februar nach Norden auf. |
...
erfüllt uns doch mit ein wenig Wehmut
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Teil 01 -
Abreise mit Hindernissen
Teil 02 -
Afrika, wir kommen
Teil
03 -
Die Pisten vom Plage Blanche und der Weg nach Dakhla
Teil 04 -
Überwintern im Surferparadies
Teil 05 -
Die Dünen von Laayoune und auf der Piste zum Erg Chebbi
Teil
06 -
Wüste, Schluchten und Visaprobleme
Teil 07 -
Die Nebel von Okaimeden und Fatimah´s Kaninchenzucht
Teil 08 -
Endstation im Schnee des Hohen Atlas
Teil
09 -
Erst mal Urlaub
machen von der Reise in Andalusien
Teil
10 -
Portugal, ein Paradies für Wildcamper
Teil 11 -
Pilgern in Santiago und Lourdes, Pisten in Beauduc
Teil 12 -
Wiedersehen mit Freunden und das große Fressen
Teil 13 -
Resümee unserer Reise
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