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letzte Aktualisierung 1. Oktober 2012

 

 

Reiseimpressionen von Edith & Uli

Marokko / Westsahara 2008 - 2009

 

 

 

 

 

 

Teil 11 - Pilgern in Santiago und Lourdes, Pisten in Beauduc

Der weitere Trip nach Norden entwickelt sich fast schon zur Pilgerreise. Nachdem wir bereits den portugiesischen Pilgerort Fatima hinter uns gelassen haben – ohne hier an der Pilgerei teilgenommen zu haben, weil es Edith angesichts dreier Reisebusse und einiger Pilger zu voll war, zieht es Edith nach Santiago di Compostela.

Auf einem der umliegenden Hügel finden wir einen netten Übernachtungsplatz, wo wir uns literarisch auf das bevorstehende Ereignis vorbereiten.


Wie zu lesen ist, ist in der Kathedrale von Santiago der Apostel
Jakobus begraben – Erfinder der gleichnamigen Muschel.


 

Auf dem Vorplatz der Kathedrale finden sich trotz der frühen Stunde schon die ersten Reisegruppen ein, die allesamt farblich gekennzeichnet den Worten ihren Reiseleiter lauschen.

Drinnen herrscht ein beeindruckender Prunk, mit dem man wohl versucht hat, der Tatsache, dass hier ein Gefährte Jesu´ begraben liegt, mit Gold, Mosaik und überwältigender Architektur gerecht zu werden.
 

 

 





Tief beeindruck haben mich dann aber vor allem die E-Kerzen mit Wachstropfenimitat. Ja, auch die Kirche geht mit der Zeit. Einfach 50 Cent, einen oder zwei Euro einwerfen und das Licht leuchtet ihnen – wem auch immer. Je Euro desto länger! Quasi eine elektrifizierte Ablass-Maschine im kleinen Stil.

Santiago zeigt sich mit seiner Altstadt und den Gässchen als nette, durchaus besuchenswerte Stadt, die bei besserem Wetter sicherlich noch mehr Flair versprüht hätte.

Auf dem Weg zum Cap Finistere kommen wir an zahllosen einsamen Stränden vorbei und Galicien zeigt sich ganz so, wie ich es seit fast 20 Jahren in Erinnerung habe: ruhig, völlig untouristisch und eigentlich noch gar nicht erschlossen!

 

 

 

 


 

 


Nur Bier haben sie schon – Gott sei Dank.


Edith am Nullpunkt des Pilgerwegs – am Cap Finistere

Auf dem Rückweg entlang der Galicischen und Cantabrischen Atlantik-Küste queren wir zahllose Flüsse und Meeresarme, die teilweise kilometerweit ins Land hineinreichen. Entgegen meiner ersten Entdeckungstour vor 20 Jahren gibt es nun aber eine Autobahn, mit der man all diese Einschnitte ins Land abkürzen und dementsprechend ungleich schneller vorankommen kann, als dies vor 2 Jahrzehnten noch der Fall war. Eigentlich will ich das gar nicht, weil ich die Spanische Atlantik-Nordküste für eine der schönsten Küstenstraßen Europas halte. Allerdings spielt das Wetter wie so oft in diesem Teil Europas nicht mit, so dass wir die einsamen Strände und Buchten nicht wirklich genießen können. So spulen wir die Kilometer zwischen La Corunia und Bilbao relativ schnell ab und beim Blick auf die Landkarte sieht sich Edith unversehens mit der Nähe von Lourdes konfrontiert.

„Du, wir kommen ja fast direkt an Lourdes vorbei“ zerreißt sie plötzlich die meditative Monotonie des Benz-Diesels unter uns. „Da will ich hin!“ Ich denke ich spinne. Wenige Tage zuvor war sie völlig genervt ob des Pilgerrummels in Fatima (3 Busse!!) – und nun will sie plötzlich nach Lourdes. 

Dazu muss ich noch erwähnen, dass wir Samstag, den 23. Mai 2009 schreiben. Just das verlängerte Wochenende mit dem donnerstäglichen Christi Himmelfahrt-Fest, was vermutlich halb Europa dazu animiert haben mag, nach Lourdes zu pilgern, damit wir uns dort nicht so alleine fühlen. Ich sehe schon Heerscharen von Bussen vor meinem geistigen Auge und gedenke Edith´s Massen-Phobie, die sie zukünftig in den Kärntner-Nockbergen therapieren möchte. Deshalb kapiere ich überhaupt nicht, warum sie jetzt gerade nach Lourdes will. Doch wer gibt nach? Genau! Theo!!!! Wir fahr´n nach Lourdes!

Das Örtchen liegt traumhaft am Rand der Pyrenäen, die ich schon auf den ein- oder zweihundert Kilometern davor als durchaus besuchenswert einstufe. In Lourdes angekommen, kommt es dann natürlich wie es kommen musste. Massen von Menschen schieben sich durch die Gassen, aber – und das ist zugegebenermaßen sehr verblüffend – es herrscht eine überaus ruhige und gelassene Atmosphäre und irgendwie liegt ein gewisser Frieden über der Stadt, obwohl es an allen Ecken und Enden wuselt. 


Lourdes

Auch die Verkehrsplanung scheint man in Lourdes Gott zu überlassen. In einer schmalen Einbahnstraße, durch die sich der gesamte Besucherverkehr zwängt, parkt gerade ein Bus vor einem Hotel, das mich und alle übrigen Verkehrsteilnehmer dazu zwingt, den angrenzenden Devotionalienhändlern beinahe durch die Auslage zu pflügen.

Interessant jedenfalls, aus der erhöhten Fahrerhausposition zu sehen, dass deren Geschäfte durchaus passabel zu laufen scheinen.

Die weitere Fahrt durch die Pyrenäen nach Osten zum Flachwasser-Surfklassiker „Leucate“ verläuft dann deutlich ruhiger, wenngleich durch nicht minder beeindruckende Landschaften.

Nach einer weiteren Übernachtung in den Pyrenäen kommen wir am Sonntag am Surfbeach in Leucate an, wo wir bereits 6 Monate zuvor in stiller Einsamkeit mit 2-3 anderen Womos die Ruhe und die wärmenden Sonnenstrahlen genossen hatten. Die Situation ist nun natürlich eine andere.

Während im November Leucate meist nur als Durchgangsstations-Stellplatz für Traveller genutzt wird, steppt nun schon wieder der Surf-Bär und rund 150 Wohnmobilisten harren auf dem Platz des Windes, der da kommen möge (oder auch nicht).

Das Bild rechts dürfte übrigens historischen Wert besitzen, denn wie uns unsere Freunde Sabine und Manfred per Mail berichteten, wurde der Platz im Februar 2010 geräumt und von Bulldozern platt gemacht, um hier einen Tagesparkplatz für Windsurfer zu errichten – auf dem mit größter Wahrscheinlichkeit das Campieren über Nacht verboten sein wird!!!

Schade eigentlich, denn Leucate war seit Beginn meiner Windsurferkarriere immer eines der raren und freien Fleckchen Erde gewesen, wo man direkt am Wasser wild campen konnte. Dies dürfte nun ein für alle mal vorbei sein.

Aber auch in Leucate Village steppt an diesem Wochenende der Bär, weil das alljährliche Festival Les Méditerranées à Leucate stattfindet, zu dessen karnevalsmäßigem Umzug stets Tausende von Besuchern kommen.

Edith und ich wollen in Leucate aber vor allem schauen, ob es nicht ein gebrauchtes Surfboard für sie in einem der Surfshops günstig zu erstehen gibt. Im Naish-Pro-Shop werden wir dann fündig.

Wir finden nicht nur ein gebrauchtes RRD-Board als verfrühtes Geburtstags-Geschenk für Edith, sondern den Master himself, Mr. Robby Naish, stattet seinem Shop gerade einen Besuch ab. Zu unserem Sternchen meint er nur „Ohhh what a beast!!“, lässt es sich aber nicht nehmen, auf der Fahrertür einen kleinen Gruß mit Autogramm zu hinterlassen.


"Aloha and good boarding! Robby Naish" - hoffentlich hilfts!

Mangels Wind-Masse gehts dann auch gleich weiter in die Camargue nach Beauduc. In Dakhla haben uns Sonja und Joachim, aber auch die Schweizer Claudia und Felix von den phantastischen Surf- und Kite-Bedingungen in Beauduc vorgeschwärmt. Das müssen wir uns natürlich anschauen und hoffen auch, dass Edith ihr neues Board vom Stapel lassen kann.


Er ist der Hawaiianer, aber ich bin brauner  :-)))

In den Abendstunden des 26.05. erreichen wir Beauduc und suchen uns noch schnell ein Schlafplätzchen, bevor sich die Sonne verabschiedet.

Beauduc ist ein zusammengewürfelter Haufen zusammengenagelter Hütten – manchmal noch nicht einmal das. Eine Mischung aus Westerndorf und Hippie-Kommune, in der wohl jeder so lebt, wie es ihm gerade passt. Also eigentlich genau das Richtige für uns!

Wir befinden uns im Rhone-Delta, ganz in der Nähe der Mündung der Rhone ins Mittelmeer. Die Gegend ist zerfurcht von knöchel- bis knietiefen Etangs, Brackwasserpfützen, Tümpeln und Teichen. Mehr nach Intuition denn nach Schildern oder sonstigen nicht vorhandenen Orientierungsmöglichkeiten holpern wir über üble Pisten in Richtung Meer.

Aber auch hier, wo sich Wasser und Sand gute Nacht sagen, ist das Leben reglementiert. Die Behörden haben schwere Felsbrocken im Abstand von 2 Meter 20 als Barrieren drapiert, um der Wohnmobilflut Einhalt zu gebieten. PKWs und Kastenwagen kommen durch, breite Womos müssen draußen bleiben. Allerdings haben die die Rechnung ohne unser Verteilergetriebe gemacht. Weil das die Kraft auf vier Räder überträgt, umfahren wir die Barrieren einmal über Stock und Stein, ein anderes Mal durchs Wasser und mogeln uns so zum Strand durch.

 

Die Mühe hat sich gelohnt, denn hinter den Barrieren tun sich die endlosen Weiten – nein, nicht des Universum – aber zumindest die der Camargue auf. Und erstklassige Surf- und Kite-Bedingungen. Ich könnte mir einmal mehr in den Hintern beißen, dass ich mein Kite-Equipment nicht dabei habe.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Pisten hier erinnern mehr an Dakhla als an Europa. Umso besser, dass es so etwas hier in unseren Breiten überhaupt noch gibt.


Hier kommt Edith dann endlich auch dazu, ihr verfrühtes
Geburtstagsgeschenk auszuprobieren.


Wie man sieht mit gutem Erfolg.

Waren es am Tag zuvor noch liebliche drei Windstärken, die Edith aufs Brett halfen, so lässt in der Nacht der einsetzende Mistral unser Sternchen gehörig wackeln. Was mich mit der freudigen Gewissheit einschlafen lässt, dass ich wohl Kräfte für den kommenden Tag tanken sollte.

Wie der Wind Schaumkronen auf das Meer zaubert, so zaubern mir diese Bedingungen ein breites Grinsen aufs Gesicht. Sahnebedingungen! Stellt sich nur die Frage nach der richtigen Segelgröße. 4,2 m² oder doch das ganz kleine 3,7er. Da sich noch keiner raus traut muss ich wohl den Testdeppen mimen und die Sache selbst ausprobieren. Ich nehme mal das 4,2er, immer nach dem alten Motto, lieber über- als unterpowert.


Da kommt Freude auf!!

Die Bedingungen sind allerdings ziemlich selektiv. Nicht wegen des gehörigen Gebläses, sondern weil das Meer sehr aufgewühlt ist und die Wellen kreuz und quer durcheinanderschwappen. Die Surfpiste fühlt sich an wie ein aufgewühlter Acker, über den man mit einer Motocross-Maschine mit Vollgas drüberholpert. Aber wir wollen uns nicht beklagen - besser so als gar kein Wind.


Habe fertig!

Teil 01 - Abreise mit Hindernissen
Teil 02 - Afrika, wir kommen
Teil 03 - Die Pisten vom Plage Blanche und der Weg nach Dakhla
Teil 04 - Überwintern im Surferparadies
Teil 05 - Die Dünen von Laayoune und auf der Piste zum Erg Chebbi
Teil 06 - Wüste, Schluchten und Visaprobleme
Teil 07 - Die Nebel von Okaimeden und Fatimah´s Kaninchenzucht
Teil 08 - Endstation im Schnee des Hohen Atlas
Teil 09 - Erst mal Urlaub machen von der Reise in Andalusien
Teil 10 - Portugal, ein Paradies für Wildcamper

Teil 11 - Pilgern in Santiago und Lourdes, Pisten in Beauduc
Teil 12 - Wiedersehen mit Freunden und das große Fressen
Teil 13 - Resümee unserer Reise

 

 

 

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